Energiewende gescheitert ?

Vorträge von Prof. Vahrenholt in Winnenden, Herrmann-Schwab-Halle am 30.04.2025 zum Thema: Energiewende gescheitert ?
sowie Dipl.-Ing. Martin Fuss aus Baiereck

 

Am 30.04.2025 hatte die Stadt Winnenden einen hochkarätigen Besucher. Prof. Dr. Vahrenholt, mit langjährigen Erfahrungen in leitenden Positionen in der Energiewirtschaft, u. a. auch als Vorstandsmitglied bei Windenergieunternehmen, war einer Anfrage der Bürgerstimme Winnenden gefolgt und hielt in der Winnender Herrmann-Schwab-Halle einen Vortrag mit dem Titel „Energiewende gescheitert?“.

Die Gastgeber der Veranstaltung waren die „Bürgerstimme Winnenden“, die „Bürgerinitiative Walderhalt statt Windindustrie“ und die „Bürgerstimme Schorndorf“.

Trotz frühsommerlicher Temperaturen und herrlichem Wetter war die Halle gut mit einem interessierten Publikum gefüllt. Bereits 10 Minuten vor Einlassbeginn hatte sich eine Traube vor dem Eingang versammelt.

Wie sind die Gäste auf die Veranstaltung aufmerksam geworden? Auskunft darüber gab der sogenannte Wahl-o-mat im Foyer. An diesem konnten die Teilnehmer per Balleinwurf in eine Röhre ihre Angabe dazu machen. Eine überwältigende Mehrheit der Zuhörer hat  durch Direktwerbung, also Flyer und Plakate davon erfahren, gefolgt von Emails bzw. Hinweisen von Bekannten oder Freunden. Weniger relevant waren die sozialen Medien wie z. B. telegram, X, Facebook. Schlusslicht waren die Printmedien, wie z. B. das Winnender Amtsblatt „Blickpunkt“ oder Zeitungsartikel.

Die Veranstaltung begann wie angekündigt um 19 Uhr. Die Moderatorin begrüßte die anwesenden Gäste. Danach stellten sich die Vertreter der Gastgeber vor.

Aus aktuellem Anlass zum Thema Windenergie – Windenergieanlagen war ein zweiter Redner eingeladen: Herr Dipl.-Ing. Martin Fuss aus Baiereck-Uhingen, ca. 30 km südlich von Winnenden gelegen. In Baiereck wurden trotz großem Widerstand sämtlicher umliegenden Gemeinden zwei Windenergieanlagen in einem Landschaftsschutzgebiet gebaut. Für den Bau wurden 9000 Tonnen Beton und Stahl im wertvollen Waldboden vergraben.

Der Erstellung der beiden Windräder war eine lange Genehmigungszeit vorausgegangen. Im Gebiet Baiereck gibt es ein Rotmilan-Dichtezentrum. Bei einer bestimmten Anzahl von Rotmilanen in einem definiertem Gebiet ist ein Bau von Windrädern nicht erlaubt. Nach Änderung von Naturschutzgesetzen - indem man die Population der Rotmilane unrealistisch hoch ansetzte - sowie einer sehr knapp ausfallenden Schallprognose, konnte Projektierer Uhl mit dem Bau beginnen.

Seit Inbetriebnahme am 20.12.2024 kamen die Einwohner nicht mehr zur Ruhe. Die Lärmbelästigung, ein tiefer Brummton, hatte Auswirkungen auf den Alltag fast aller Bewohner. Die massive Schallemission nimmt man auch bei geschlossenen Fenstern wahr. Das liegt daran, dass der Schall nicht über die Luft, sondern über Mauern übertragen wird. Begründet liegt das wohl in einem systemischen Problem. Der Generator ist oben im Mast verbaut statt im Boden. Auf Grund dieser Tatsache und im Zusammenspiel mit der Topografie des Gebietes – hochgelegener Standort der Windräder, tiefergelegener Wohnort – kommt es wohl zu diesem Brummton, der den Menschen den Schlaf raubt und gesundheitliche Probleme verursacht. Auch die Immobilienwerte sind gesunken. Viele Bewohner waren so weit, ihre geliebte Heimat zu verlassen, weil die Beeinträchtigungen nicht mehr zu ertragen waren.

Alle Versuche, die Ursache zu finden um den Lärm abstellen zu können, sind bisher gescheitert. Die Firma Uhl hat zwischenzeitlich die Windräder erst nachts freiwillig abgeschaltet. Inzwischen sind sie bis auf Weiteres ganz abgeschaltet. Damit, dass die Fa. Uhl die Windenergieanlagen freiwillig abschaltete, vermied sie eine behördliche Still-Legung.

Nach Ende des Vortrages von Herrn Fuss konnten Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Im Rahmen dieser Fragerunde wurde auch erwähnt, dass der Abrieb an den Rotorblättern  Auswirkungen auf Umwelt, Tiere und Natur und letztendlich auf unsere Nahrung hat. Einem Imker, der jahrelang seinen Honig prämieren lassen konnte, ist die Prämierung abgelehnt worden – wegen Mikroplastik in seinem Honig.

 

Nach einer kurzen Pause folgte gegen 20 Uhr der Vortrag von Prof. Dr. Vahrenholt. Herr Vahrenholt, der für diesen Vortrag aus Hamburg angereist war und der die erneuerbaren Energieanlagen in Deutschland groß gemacht hat, spannte einen weiten thematischen Bogen vom Eingreifen der Netzbetreiber in das Energienetz zur Stabilisierung, über die Kosten der Energiewende mit einhergehender Deindustriealisierung Deutschlands, Verteuerung des Stromes, CO2-Emission bis hin zu Naturschutz. Auch Alternativen zur stabilen Energiegewinnung stellte er vor.

Derzeit gibt es ca. 17.000 Eingriffe von Netzbetreibern, um einen Blackout zu verhindern. Tendenz steigend. Ein Drittel eines Jahres stehen Windräder still, auf Grund Windstille, produzieren also keinen Strom. Stromproduktion auf diese Weise ist sehr volatil.

Über viele Jahre waren die Stromerzeugungskosten auf einem dauerhaft niedrigen Stand. Seit 2021 steigt der Strompreis auf Grund der Netzentgelte und in Folge der europäischen Politik - indem die CO2-Zertifikate verknappt und somit verteuert werden. In einer sehr kurzen Zeitspanne hat sich der Strompreis vervierfacht. Die Folge: die energieintensive Industrie verlässt Deutschland, was zur Deindustrialisierung unseres Landes führt.

Der Anteil Deutschlands an der Weltemission an CO2 beträgt ca. 1,5%. Wandern deutsche Industrieunternehmen - mit einem niedrigen CO2-Ausstoß auf Grund der hohen Umweltauflagen - z. B. nach China ab, so ist auf Grund der geringeren Umweltauflagen die dortige CO2-Emission um ein Vielfaches höher.

Nicht nur, wie oben bereits erwähnt, Netzentgelte und Verknappung der CO2-Zertifikate sondern auch Subventionen tragen zu einer teuren Energiewende bei. Eine 6-Megawatt-Anlage z. B. wird über einen Zeitraum von 20 Jahren mit bis zu 12 Mio. Euro subventioniert. Bei einer Lebensdauer eines Windrades von ca. 20 Jahren.
Insgesamt setzt Vahrenholt die Kosten der Energiewende mit ca. 500 Milliarden Euro an.

Windenergieanlagen beeinflussen nicht nur das Mikroklima negativ, indem sie z. B. die Taubildung erschweren, sondern sie kontaminieren unsere Umwelt, Pflanzen und Böden. Ein Rotorblatt erzeugt durch Abrieb in etwa 50 kg Mikroplastik. Die Auswirkungen letztendlich auf unsere Nahrungsmittel wurden weiter oben schon erwähnt.

Pro Jahr gibt es in Deutschland 240.000 tote Fledermäuse. Sie fliegen zwar unbeschadet durch die sich mit hoher Geschwindigkeit drehenden Rotorblätter hindurch (eine fliegerische Meisterleistung), aber hinter den Rotorblättern herrscht Unterdruck, so dass die Lungen der Fledermäuse platzen. Und eine getötete Fledermaus kann keinen Nachwuchs mehr generieren bzw. ihre Jungen nicht mehr versorgen.

Prof. Vahrenholt erklärte sehr anschaulich, dass Klimaneutralität nicht bedeutet, null Emission an CO2 zu erreichen, sondern es muss einen Ausgleich zwischen Emission und Absorption geben. Das produzierte Kohlendioxid wird von Ozeanen und Pflanzen absorbiert. Durch mehr CO2 entstehen größere Früchte, die Vegetation nimmt zu, die Erde wird grüner.

Zum Schluss stellte der ehemalige Hamburger Umweltsenator Alternativen zur Energiegewinnung durch erneuerbare Energien vor. Es gibt u. a. die Möglichkeit in den Kernkraftwerken der neuen Generation die alten Brennstäbe einzubauen, um daraus eine stabile Energieversorgung zu generieren.
Leider und unverständlicherweise ist die Forschung zur Energiegewinnung mit dem bereits vorhandenem Atommüll in Deutschland verboten.

Gegen 21:15 Uhr endete der Vortrag. Den unterhaltsamen, lehrreichen und nachvollziehbaren Ausführungen von Prof. Dr. Vahrenholt dankte das Publikum mit stehenden Ovationen.

Nach Ende des Vortrages von Herrn Vahrenholt konnten wiederum Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Hier kam erneut die Sorge der Menschen um ihre Gesundheit zum Ausdruck mit der Frage, ob denn Nahrungsmittel, die in der Nähe von Windenergieanlagen angebaut werden, auf Grund des Abriebes überhaupt noch als „Bio-Lebensmittel“ ausgewiesen werden dürfen. Oder ob hinter der falschen Energiepolitik Ideologie oder Profiteure stehen. Ein Teilnehmer meinte, dass genau die Personen, nämlich die Politiker und Entscheidungsträger, die hier sein sollten, der Einladung zum Vortrag nicht gefolgt waren.

 

Mein persönliches Fazit: eine gut vorbereitete, organisierte und gelungene Veranstaltung. Die beiden Redner haben mit ihrer Expertise dem Publikum lehrreiche und anschauliche  Einblicke in die Thematik vermittelt. Die Moderatorin verlieh dem doch sehr technisch ausgerichteten Vortragsabend eine weibliche und charmante Note. Sehr gut war die Einbindung des Publikums, indem es im direkten Austausch Fragen an die Referenten stellen konnte.

Admin KVRMK